Persönliche Gedanken eines Mediziners & Theologen

Peter Prock (Dr. med., BTh), 27. Januar 2021

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Die Situation, in der wir uns seit Beginn des Ausrufs der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Folgen befinden, lässt niemanden kalt. Eine Fülle von Einschränkungen belastet uns täglich, Ängste und Sorgen erwachen, Informationen, Meinungen und Gegenmeinungen prasseln auf uns ein. All das zwingt uns, ob wir nun wollen oder nicht, Stellung zu beziehen. So treiben auch mich als Mediziner und Theologen viele Fragen um, die ich anfänglich einmal für mich selber ordnen wollte. Dabei geht es mir um einige substanzielle Aspekte zur Corona-Krise. Mein Anliegen dabei ist es, das Ganze mit etwas Distanz zu betrachten und mich nicht mitreißen zu lassen im Sog von Angst und Panik. Gerne würde ich dazu beitragen, dass wir wieder zu etwas Gelassenheit gelangen.

Darüber hinaus bin ich der Überzeugung, dass wir als Christen eine Verantwortung haben und uns zum Wohle der Gesellschaft einsetzen sollen. Ebenso ist es die Pflicht von Verantwortungsträgern innerhalb der Kirche zu fragen, was das alles für die Kirche bedeutet.

Dazu möchte ich abschließend einen Vorschlag vorbringen.

Wissenschaftliche Aspekte – erschreckend unwissenschaftlich

Als Mediziner, der zwölf Jahre in der klinischen Medizin und danach weitere vierzehn Jahre in der Wissenschaftskommunikation und im Medical Marketing gearbeitet hat, verfolgte ich die publizierten Zahlen zu Covid-19 aufmerksam. Mit einem Diplom in Tropenmedizin im Rucksack war ich aufgrund von epidemiologischen Zahlen alarmiert. Dies schlug aber bald in ungläubiges Erstaunen um, als mir bewusst wurde, dass hier wild mit Zahlen um sich geworfen wurde, die jedoch wenig Substanz hatten. In der Öffentlichkeit wurde und wird man laufend mit absoluten Zahlen zu Neuinfizierten und an Covid-19 Verstorbenen geflutet, ohne dass diese Zahlen je in Relation gesetzt wurden: Es ist ganz einfach nachzuvollziehen, dass je mehr getestet wird umso mehr Personen werden auch positiv sein – die absoluten Zahlen positiv Getesteter sind also wenig hilfreich oder aussagekräftig; genau so wenig wissen wir, wie die Erkrankungszahlen und Todesfälle während Grippewellen in früheren Jahren ausgesehen haben. Kritiker betonen z. B., dass die aktuellen Zahlen gar nicht so außergewöhnlich sind. Für die Öffentlichkeit klingen all diese Zahlen jedoch furchtbar, weil man sich bis anhin für solche Zahlen nicht interessiert hatte. Diese Form der Information muss als höchst unseriös bezeichnet werden.

Erschwerend kamen Hochrechnungen hinzu, die schlichtweg ein katastrophales Bild über bevorstehende Todesfälle an die Wand malten. Diese Horrorszenarien sind jedoch nicht einmal annähernd eingetroffen.[1] Ganz im Gegenteil: Viele Fachleute weisen darauf hin, dass die Sterbestatistiken sogar relativ unauffällig aussehen[2]. In Summe wurde Angst und Schrecken verbreitet, ohne dass nüchterne Zahlen das gerechtfertigt hätten. In der Schweiz hat ein ehemaliger Mitarbeiter des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) eingestanden, dass solche Szenarien durchaus als Grundlage für Entscheidungen zu Maßnahmen herangezogen werden. Welcher Politiker könnte es sich schon leisten, angesichts einer allgemeinen Panik mit Maßnahmen zurückhaltender zu sein?

Wissenschaftlich ebenso fragwürdig ist, wie Begriffe, die in der Medizin über viele Jahrzehnte hinweg sorgfältig entwickelt und minutiös befolgt wurden, plötzlich nicht mehr gelten. Was z. B. ist eine Infektion und wie wird sie diagnostiziert? Ohne auf Details eingehen zu können, ging es bei Infektionskrankheiten bis anhin um kranke Menschen, die für eine Infektionskrankheit typische Symptome haben mussten, und bei denen eine Infektion mit entsprechenden Methoden eindeutig nachgewiesen wurde, allenfalls unter Ausschluss anderer Erkrankungen. Aktuell gilt praktisch jeder, bei dem es einen positiven RT-PCR-Test gibt, als infiziert, unabhängig davon, ob Symptome vorhanden sind (und das ist bei der überragenden Mehrheit der positiv Getesteten nicht der Fall) oder ob andere Ursachen für eventuell vorhandene Symptome ausgeschlossen wurden.[3]

Zu den Fragwürdigkeiten gehört auch der Themenkomplex der Feststellung der Todesursache eines Menschen. Fundamentale Kriterien dazu wurden und werden einfach missachtet. Wie sehr können wir der Zahl der Corona-Toten vertrauen? Es spricht leider sehr viel dafür, dass diese Zahl massiv überhöht ist und dadurch zusätzlich Angst und Panik verbreitet wird.[4]

Wie groß die Panik ist, zeigt sich auch an der Geschwindigkeit, mit der eine Impfung auf den Markt gebracht wurde. Als in Tropenmedizin geschulter Mediziner weiß ich um und schätze den Wert von Impfungen. Es muss hier aber mit aller Deutlichkeit gesagt werden, dass es sich bei den Produkten, die dzt. verimpft werden, nicht um herkömmliche Impfstoffe handelt, sondern um völlig neuartige und noch nicht bewährte Impfstoffe. Fachleute sprechen davon, dass es sich dabei – salopp gesagt – eher um ein Massenexperiment handelt, da man aufgrund der stark verkürzten Zeit für Entwicklung und klinische Prüfung nicht von einer seriösen Impfung sprechen kann[5]. Denn sollte auch nur ein ganz kleiner Anteil der Geimpften schwerwiegende Nebenwirkungen entwickeln (was leider sehr wahrscheinlich ist)[6], dann sprechen wir bei Millionen, wenn nicht sogar Milliarden von Geimpften von Zigtausenden von Betroffenen!

Abschließend zu diesen wissenschaftlichen Aspekten möchte ich einen Vergleich anhand bekannter und schwerer Infektionskrankheiten ziehen: Wenn auf einer Skala von null bis hundert die Sterblichkeit einer unbehandelten Pest bei etwa fünfzig bis neunzig anzusiedeln ist, so läge dieser Wert für die Influenza-Grippe so weit bei null, dass man das fast gar nicht sehen würde (und trotzdem ist die echte Grippe eine schwere Erkrankung mit teilweise dramatischen Ausgängen inklusiver Todesfällen, sogar auch bei jungen Menschen). Wo läge diese Zahl nun für Covid-19? Es herrscht heute ziemliche Einmütigkeit darüber, dass sie wahrscheinlich deutlich unter eins liegen würde. Damit ist die Erkrankung nicht harmlos, das sei hier klar und unmissverständlich gesagt, aber wir müssen uns fragen, ob angesichts dieser Zusammenhänge solch drastische Maßnahmen verhältnismäßig sind. Wenn zu Beginn der Krise Panik geherrscht hat, dann kann man drastische Maßnahmen noch irgendwie nachvollziehen und tolerieren (obwohl namhafte Experten das bereits im März 2020 massiv angezweifelt haben), aber zum jetzigen Zeitpunkt immer noch solche Maßnahmen zu verordnen, hinterlässt einen nur noch mit Kopfschütteln und einer Menge Fragezeichen. Man darf sich also nicht wundern, wenn Verschwörungstheorien wie Pilze aus dem Boden schießen. Nüchtern betrachtet muss aber darauf hingewiesen werden, dass der Begriff „Verschwörungstheorie“ in diesen Corona-Zeiten einer enormen Inflation unterliegt und sehr schnell auch auf Personen angewandt wurde und wird, die einfach eine kritische Meinung äußern.

Gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekte – eine totale Katastrophe

Zu den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aspekten seien nur wenige Hinweise gemacht, die man gerne weiterdenken möge.

Über kurz oder lang ein wirtschaftliches Desaster

Eines sollte uns klar sein: Was sich vor unseren Augen abspielt, ist eine weltweite Katastrophe wie sie wahrscheinlich nur noch durch Weltkriege zu überbieten ist. Aktuell kann in den reichen Ländern die Wirtschaft noch irgendwie über Wasser gehalten werden, aber wie sieht es in den ärmeren Ländern aus, die ebenfalls betroffen sind; Fachleute aus dem Bereich der Entwicklungshilfe schlagen Alarm. Aber auch in den reicheren Staaten klettert die Verschuldung in schwindelerregende Höhen. Niemand, aber auch schon gar niemand kann abschätzen, welch dramatische Konsequenzen all das haben wird. Ich denke hier an Massenarbeitslosigkeit, Konkurswellen, Börsen-Crash und daraus entstehende Armut und Not jeglicher Art. Sehr lange werden unsere Staaten die Bevölkerung nämlich nicht mehr mit Steuergeldern versorgen können. Wer kann und wird die Verantwortung dafür übernehmen? Wer soll diese Löcher wieder stopfen? Man kann sich leicht ausrechnen, was kommen wird: neue Steuern und neue Belastungen für die kommenden Generationen. Und in den ärmeren Ländern geht es bereits jetzt teilweise ums nackte Überleben. Wer beziffert diesen Schaden, der als Kollateralschaden aus den Maßnahmen entstanden ist?

Übrigens werden die Stimmen immer lauter, die darauf hinweisen, dass in Summe der Schaden, der durch die Maßnahmen entsteht, durchaus größer ausfallen kann als ihr Nutzen.

Soziale Entfremdung, Polarisierung und Entmündigung des Bürgers

Dramatisch empfinde ich auch, wie wir Menschen in Trennung und Isolation abgedrängt werden. Zunehmend werden Mitmenschen als potentielle Gefahr wahrgenommen, vergleichbar mit Terroristen. Der allgegenwärtige Zwang, sich mit Masken bedecken zu müssen, fördert dieses Denken nur, ohne dass sein Effekt zweifelsfrei erwiesen bzw. wissenschaftliche Kritik ausgeräumt wäre. Es geht hier also wieder um die Frage der Verhältnismäßigkeit. Persönlich kenne ich das Tragen von Masken vom Operationssaal her. Hier gab es eine klare Indikation dafür, und nach der OP konnte man die Maske wieder entfernen. Jetzt aber wird das zum Normal- und Dauerzustand. Wenn man das aus einer gewissen Distanz betrachtet, so ist es ein Angriff auf die Menschenwürde[7]. Man kann wahrlich nicht mehr von menschlichen Begegnungen sprechen, wenn man sein Gegenüber gar nicht mehr richtig erkennt, geschweige denn Mimik, Gestik und Sprache. Bei extremen Gefahren und eindeutig erwiesenem Effekt könnte man das ja noch vorübergehend in Kauf nehmen, aber ange­sichts der offenen Fragen zur Gefährlichkeit der Situation und der Effektivität von Masken erachte ich das als menschenunwürdig.

Parallel dazu ist eine zunehmende Polarisierung zu beobachtende, sei es zwischen den Generationen, oder aber zwischen „Corona-Skeptikern“ (bereits als „Covidioten“ bzw. vielfach und pauschal als „Corona-Leugner“ bzw. „-Verharmloser“ oder sogar als „Verschwörungstheoretiker“ bezeichnet) und solchen, denen alles noch viel zu wenig weit geht. Hier muss man teilweise sogar von Verleumdung, Herabwürdigung und Verhetzung sprechen, und das nicht nur in den berühmt-berüchtigten sozialen Medien, sondern auch in der Mainstream-Presse und sogar von Politikern.

Definitiv erschreckend ist es, wie immer lauter über Zwangsmaßnahmen nachgedacht wird gegenüber denen, die sich all den Maßnahmen nicht mehr beugen wollen oder können.

Tabuisierung der Vergänglichkeit

Wenn man bedenkt, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO Gesundheit als einen „Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur als das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen“ definiert, dann fragt man sich, wie eine Gesellschaft so weit kommen kann, dass sie mit einem derartigen Tunnelblick agiert, indem sie Gesundheit auf das körperliche Wohlergehen reduziert und bereit ist, eine gesamtgesellschaftliche Katastrophe dafür in Kauf zu nehmen. Hier wird doch offenbar, dass die Endlichkeit und Vergänglichkeit des Menschen tabuisiert wird und man im Gegenteil einem Machbarkeitswahn verfallen ist, dass man das Leben mit Wissenschaft, Digitalisierung und Globalisierung irgendwie in den Griff bekommen könnte. Das Ganze kommt mir vor – um in neutestamentlicher Terminologie zu sprechen – wie eine „wirksame Kraft des Irrwahns, dass sie der Lüge glauben“[8]. Was da noch alles auf uns zukommt, wage ich mir nicht auszudenken.

Geistliche Aspekte – die Rolle der Kirche

Nicht Aktivismus, sondern weiterdenken

Als Pastor einer Freikirche in der Schweiz beschäftigen mich natürlich die geistlichen Aspekte außerordentlich. Über Wochen und Monate ist man Stunden über Stunden damit beschäftigt, sich gemeinsam mit Leitern und Mitarbeitern mit allen möglichen Verordnungen auseinanderzusetzen und das Ganze irgendwie auf das Kirchenleben anzuwenden.[9] Vor lauter Aktivismus und Digitalisierung des Gemeindelebens kommt man gar nicht wirklich zum Nachdenken, was uns das alles eigentlich zu sagen hat. Das aber darf nicht sein! Es kann nicht darum gehen, dass wir sozusagen das Maximum für unseren Kirchenbetrieb herausholen, damit das Gemeindeleben irgendwie weiter „funktionieren“ kann. Nein, es muss um mehr gehen. Wenn wir an einen souveränen Gott glauben, dann ist diese „Pandemie“ nicht irgendwie „passiert“, so als hätte Gott die Kontrolle verloren. Vielmehr sehe ich es so, wie ich oben mit dem Schlagwort „Irrwahn“ schon angedeutet habe: Gott will uns Menschen vor Augen führen, dass unser „Turmbau zu Babel“ (unsere menschlichen Fähigkeiten) Grenzen hat. In dieser Hinsicht ist das sehr wohl ein Gericht Gottes (auch wenn man das heute nicht hören will), aber nicht zur Zerstörung, sondern zu einer Zurechtbringung, damit wir zur Besinnung kommen, wohin wir uns als Gesellschaft entwickelt haben. Und letztlich kann und soll es zum Heil dienen für diejenigen, die bereit sind umzudenken (in biblischen Begriffen gesprochen, sollten wir hier das Wort Buße, Umkehr, verwenden).

Erschreckende Passivität

Für mich – und auch viele andere Gemeindeleiter und Pastoren – die erste Beobachtung nach dem ersten Lock Down war eine erschreckende Passivität. Bei einer nicht geringen Anzahl von Gemeindegliedern bekam man den Eindruck, dass sie eigentlich nicht unglücklich über den Lock Down waren, da sie nun endlich ihre Ruhe hatten. Das ist natürlich überzeichnet und darf nicht generalisiert werden, aber trotzdem war dies eine reale Erfahrung.

Welcher Art Ruhe war denn das, die man positiv erlebte? Ruhe wovor? Ruhe vor einem hochgepeitschten Eventbetrieb in unseren Kirchen? Ruhe vor der Verantwortung in der Gemeinde? Ruhe vor diversen Gemeindeanlässen, von denen man ev. schon länger nicht mehr überzeugt war? Ruhe vor Konflikten in der Gemeinde? Ruhe vor einer Störung unserer Bequemlichkeit? Diese Liste ließe sich mit Bestimmtheit fortsetzen – fühlen Sie sich frei dazu.

Wo sind Liebe und Hingabe geblieben?

Wie hätten wohl die ersten Christen, von denen wir in der Apostelgeschichte lesen, reagiert? Oder Gläubige in der Reformationszeit? Hätten die sich auch so eine Ruhe gewünscht?

Ich denke, dieser einfache Gedanke macht eine Glaubenskrise unter uns offenbar. Unser Christsein ist vielfach nicht mehr von einer Liebe zu und einer Hingabe an unseren Erlöser Jesus Christus gekennzeichnet. Von daher ist das gar nicht so schlecht, wenn dies durch die Krise offenbar wird. Beten wir dafür, dass es hier wieder zu einer Besinnung und Umkehr, vielleicht sogar zu einer Erweckung kommt. Diese Situation kann nämlich auch ein Weckruf an eine selbstzufriedene und satte Laodizäa-Christenheit hier im Westen sein, einerseits, dass wir wieder das Zentrum des Glaubens, nämlich das Evangelium von Jesus Christus, als solches würdigen und andererseits auch, um uns mit Elementen der Verfolgung ernsthafter auseinandersetzen: Was könnte uns eine treue Nachfolge kosten?

Auffallende Obrigkeitshörigkeit

Mit diesem Stichwort begebe ich mich nun auf Glatteis, das ist mir bewusst. Daher eine kurze Erklärung, was ich damit meine und was nicht. Ich meine damit nicht, dass die Kirchen die Anordnungen der Obrigkeit ignorieren sollten, nein ganz im Gegenteil, wir müssen diese ernst nehmen! Aber wir sollten sie doch deutlich hörbar dann hinterfragen, wenn die Evidenz für diese drastischen Maßnahmen einfach fehlt, oder wenn damit klare Gebote Gottes außer Kraft gesetzt werden sollen. Ich bin wirklich erstaunt darüber, wie wenig das geschieht und wie sehr wir die Situation einfach hinnehmen. Ich bin erstaunt darüber, dass wir zulassen, mit Nachtclubs und Diskotheken in einen Topf geworfen zu werden. Wir können Gott danken, dass Gottesdienste und kirchliche Anlässe nicht wirklich zu den Hotspots zählen. Das findet aber bei den Anordnungen kaum Berücksichtigung. Wir lassen es zu, dass elementare Aspekte des Gemeindelebens massiv eingeschränkt werden. Unterscheidet sich Kirche denn nicht von anderen „Freizeitbeschäftigungen“, frei nach dem Motto „jedem Tierchen sein Pläsierchen“? Glauben wir selber eigentlich noch an die Wichtigkeit und das Alleinstellungsmerkmal der Kirche, sodass wir dafür kämpfen? Sogar ein säkularer Rechtswissenschaftler weist z. B. darauf hin, dass die freie Religionsausübung ein Menschenrecht ist, der Besuch eines Restaurants aber nicht.

Wenn man bedenkt, welche Bedeutung das Zusammenkommen der Christen im Neuen Testament einnimmt, dann kann man nur darüber staunen, wie widerstandslos wir bereit waren und teilweise immer noch sind, das zu opfern. Die Vorstellung, digitale Ersatzangebote könnten das analoge (physische) Zusammenkommen von Christen irgendwie abfangen oder sogar kompensieren, erachte ich als reine Illusion und kann mit der Bibel in der Hand überhaupt nicht gerechtfertigt werden. Vielleicht ist dies bereits ein Element einer Verführung?

Eintreten für die Würde des Menschen

Als Christen muss uns die Würde des Menschen als Ebenbild Gottes ein überaus hohes Gut sein. Die menschlichen Tragödien aber, die sich während der Lock Downs in Altersheimen und Pflegeheimen abspielen, sind jedoch genau das Gegenteil dessen, womit für den Lock Down argumentiert wurde, nämlich der Schutz (um nicht zu sagen die „Rettung“) auch der älteren Mitmenschen. Ich meine damit die Isolation der Alten, ihre Vereinsamung bis hin zu Aussagen von genau diesen Alten, dass so ein Leben sinnlos sei, aber auch ein Sterben unter völlig menschenunwürdigen Umständen, alleine bzw. umgeben von Menschen in Ganzkörperschutzanzügen usw. Wenn ich von Protesten dagegen etwas gehört habe, dann waren es Palliativmediziner bzw. -pfleger, die das ganze Elend der Alten thematisiert haben. Wo aber war die Kirche? Wo hat sie die Stimme dagegen erhoben? Sind vielleicht auch wir wie die Welt dem Irrtum erlegen, dass es primär um körperliche Gesundheit gehe?

Damit möchte ich niemandem ein schlechtes Gewissen machen, sondern uns vielmehr dazu herausfordern, die Dinge zu überdenken und uns unseres Auftrags zu besinnen, nämlich sich um die „Witwen und Waisen“ zu kümmern, also um Menschen, die besonderen Schutz und Zuwendung bedürfen.

Zum Schluss ein konkreter Vorschlag

Bildung einer Task Force

Was also sollten wir tun? Diese Frage drängt sich auf! Es kann ja nicht nur darum gehen, Dinge zu kritisieren. Die Kirche war in der Geschichte immer wieder herausgefordert, Stellung zu beziehen und aktiv zu werden.

Was meiner Einschätzung nach bisher fehlt, ist eine klare Analyse der Situation, und zwar eine biblisch-theologische Analyse, jedoch nicht nur durch Theologen, sondern vielmehr durch eine Bündelung an Kräften und Kompetenzen, einerseits um ein möglichst klares Bild zu erlangen, und andererseits um sich mit einer gemeinsamen Stimme in der Öffentlichkeit Gehör schaffen zu können. Bündeln wir doch die Kompetenzen in unseren Reihen: kompetente Persönlichkeiten jeder nur erdenklichen Fachrichtung wie Ärzte, Mediziner und Wissenschaftler; Juristen, Politiker, Angehörige der Exekutive, Soziologen, Philosophen und natürlich Theologen. Ich plädiere dafür, dass man hier eine Task Force ins Leben ruft, die sich sachlich und Fakten-orientiert, aber auch klar und deutlich äußert. Auf den möglichen Einwand, es kümmerten sich ohnehin schon genug Fachleute um diese Problematik, möchte ich antworten: Fakten sind das eine, aber diese Fakten müssen auch interpretiert und in einen größeren Zusammenhang gestellt werden. Dieser Prozess ist NIE „objektiv“ (wie man uns immer wieder mit den Schlagwörtern „wissenschaftlich“ und „Studien“ weis machen möchte), sondern IMMER auch von der Position der involvierten Menschen abhängig. Als Nachfolger Jesu haben wir eine besondere Perspektive auf den Menschen, die wir einbringen sollten. Diese Perspektive wird mit Sicherheit weniger von Angst und Panik bestimmt sein, wie es leider aktuell der Fall ist.

Meiner Ansicht nach könnte das ein wichtiger Beitrag sein, Verantwortungsträgern in Politik und Gesellschaft zu helfen, wieder klarer zu sehen. Sie sind mit einer Unzahl von Positionen und Interessen konfrontiert und stehen unter einem enormen Druck. Warum sollte man sie nicht auch mit einer christlichen Perspektive konfrontieren und dadurch helfen, die Dinge mit mehr Nüchternheit zu betrachten? Damit könnten wir unsere Verantwortung in der Gesellschaft zum Wohle unserer Mitbürger wahrnehmen, wovon ich einleitend geschrieben habe.

In welchem Rahmen dies geschehen könnte, ist mir leider noch nicht klar. Ich würde mich über eine möglichst breite Basis, z. B. im Rahmen der Evangelischen Allianz, freuen. Aber auch informelle Netzwerke wie das „Netzwerk Kirche und Corona“, in dem auch ich selber mitwirke, sind geeignet, etwas ins Rollen zu bringen.

Aufruf zum Gebet

Über allem möchten wir bekennen, dass letztlich nur Gottes barmherziges Eingreifen wirklich etwas verändern wird. Lasst uns das mit Psalm 60,4 gemeinsam tun:

[Gott] du hast das Land erschüttert, hast es zerrissen;
heile seine Risse, denn es wankt!


[1] Auch Hochrechnungen über eine kritische Auslastung von Intensivbetten in den Krankenhäusern oder über eine Explosion von Krankheitsfällen aufgrund von Virusvarianten müssen laufend zur Rechtfertigung von immer wieder neuen und drastischeren Maßnahmen herhalten. Diese Hochrechnungen haben sich bis jetzt noch nie erfüllt bzw. war z. B. eine Auslastung von Intensiv- und Krankenhausbetten auch früher schon während schweren Grippewellen ein Problem.

[2] Es macht hier überhaupt keinen Sinn, auf die Thematik von Statistiken näher einzugehen, da eine Unmenge von Artikeln darüber berichten. Eines aber kann mit Sicherheit gesagt werden: Wenn die Zahlen eindeutig schrecklich wären, wäre das für Jedermann unschwer ersichtlich.

[3] Hier muss man sich bewusst sein, dass viele verschiedene Erreger unspezifische Erkältungssymptome auslösen können, auf die aber nicht untersucht wird. Wer finden wir in den Statistiken aktuell z. B. noch Grippefälle, die jedoch auch in diesem Jahr vorhanden sein müssen. Andererseits beweist das Vorhandensein einer Gensequenz – und nur das weist ein PCR-Test nach – praktisch so gut wie gar nichts.

Über diesen Test wurde schon sehr viel gesagt und geschrieben, sodass an dieser Stelle dieses Thema nicht weiterverfolgt wird.

[4] Leider muss hier auch erwähnt werden, was inzwischen in der medizinischen Fachwelt bekannt ist, dass anfänglich – angesichts der allgemeinen Panik – Erkrankte übertherapiert und zu Tode therapiert wurden. Wo scheinen dieser „Fälle“ in den Statistiken auf?

[5] Das Argument, man hätte die Zeit der Entwicklung des Impfstoffs so dramatisch verkürzen können, da die verschiedenen Phasen der klinischen Prüfung parallel gemacht worden sind, trifft einfach nicht zu. Gewisse Erkenntnisse, z. B. über unerwünschte Nebenwirkungen, gewinnt man erst nach Jahren der Anwendung. Dies trifft in besonderem Masse bei neuen Technologien, wie es die Covid-Impfstoffe sind, zu. Das kann man einfach nicht verkürzen.

[6] Erschreckend in diesem Zusammenhang ist die öffentliche Kommunikation: Während Todesfälle, die nur irgendwie im Zusammenhang mit Covid-19 standen, auch bei sehr alten und gebrechlichen Menschen, als „Corona-Tote“ klassifiziert wurden, wird bei Todesfällen, die in unmittelbaren Zusammenhang mit der Impfung stehen, bis anhin ein Zusammenhang zur Impfung verneint. So etwas nennt man in der Psychologie „selektive Wahrnehmung“: Man sieht nur das, was man sehen will.

[7] Man muss sich bewusst machen, dass es z. B. in der Schweiz aktuell eine Initiative für ein Verhüllungsverbot (v. a. Burka und ähnliche Bedeckungen) läuft. Dabei wird u. a. mit der Würde der Frau argumentiert.

[8] Siehe dazu 2Thess 2,11; aber auch Röm 1,18ff – dort lesen wir von der Torheit der Menschen und dass sie, indem sie sich für Weise ausgaben, zu Narren geworden sind.

[9] An dieser Stelle möchte ich einmal mehr meinen Dank dem Gemeindeverband, zu dem sich unsere Gemeinde zählt, aussprechen. Ohne die professionelle Unterstützung wäre man vor Ort wahrscheinlich komplett abgesoffen, wenn ich mir diese Ausdrucksweise erlauben darf.